Jens Gruse, Stannol
Betrachtet man die einzelnen Faktoren, die zu einer Baugruppe mit qualitativ guten Lötergebnissen führen, so ist das Flussmittel einer davon. Das Flussmittel (Fluxer) hat die Aufgabe die Lötstelle optimal mit Lot zu benetzen. Im Lötprozess verdampft das Lösungsmittel beim Durchlaufen des Temperaturprofils. Die Feststoffe werden flüssig und verdunsten damit die Aktivatoren reagieren können. Im Wellenlötprozess werden diese abgespült. In der Abkühlphase verfestigen sich die Reste.
Im Prinzip lässt sich bei Flussmitteln für bleifreies Löten die gleiche Chemie verwenden wie im bleihaltigen Lötprozess. Es ist keine neuartige Flussmittelchemie notwendig. Die veränderte Temperaturführung beim bleifreien Lötprozess erfordert allerdings, die Prozessbedingungen und die Zusammensetzung des Flussmittels anzupassen. Prozessbedingungen sind die Einstellung des Flussmittels, Vorheizung und Kontaktzeit. Die Flussmittelformulierung lässt sich anpassen durch eine thermisch stabilere Zusammensetzung, einen höheren Anteil an Feststoffen, eventuell andere Harze sowie höhere oder angepasste Einstellung der Aktivatoren.
Dazu ein Beispiel zur Prozessführung: Einen wichtigen Einfluss auf die Wirksamkeit des Flussmittels beim Wellenlöten hat die Vorheizung. Ist sie zu niedrig, verdampft das Lösungsmittel nicht und Lotperlen können sich bilden. Ist die Vorheizung zu hoch wird der Aktivator beschädigt und damit die Benetzung beeinträchtigt. Bei den wasserbasierten Flussmitteln muss in der Vorheizung das Wasser vollkommen verdampfen.
Beim Reflow-Lötprozess gelten die gleichen Anforderungen wie im Wellenlötprozess. Zusätzlich muss die Konturenstabilität der Lotpaste bei den hohen Prozesstemperaturen gewährleistet sein. Auch die den Lotpasten beigemischten Flussmittel lassen sich mit Feststoffen, Harzen für höhere Prozesstemperaturen und anderen Lösungsmittel an den Lötprozess anpassen.
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